Der chinesische Automarkt hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt, und Marken wie XPeng sind dabei, auch in Europa Fuß zu fassen. Mit dem XPeng P7 schickt der Hersteller eine sportliche Elektro-Limousine ins Rennen, die designtechnisch und technologisch hohe Ansprüche stellt. Aber kann die Konkurrenz aus Fernost etablierten Playern wie dem Tesla Model 3 oder dem BYD Seal wirklich das Wasser reichen? Unser umfassender Testbericht geht dieser Frage auf den Grund und beleuchtet alle Aspekte des P7 – von der Leistung bis zum Preis.
Einführung: Ein mutiger Schritt in ein neues Segment
Als der XPeng P7 2024 auf den deutschen Markt kam, war die Spannung groß. Nicht nur, weil er die zweite Welle chinesischer Elektroautos in Europa repräsentiert, sondern auch, weil er mit seinem Design, seiner Technik und seinem ambitionierten Preisniveau eine direkte Herausforderung für die etablierte Konkurrenz darstellt. Der P7 ist eine Limousine der oberen Mittelklasse, die mit ihrer klaren, fast futuristischen Formensprache sofort ins Auge sticht. Er will nicht nur als preiswerte Alternative überzeugen, sondern als vollwertiges, attraktives und leistungsstarkes Elektrofahrzeug. Mit einer Länge von fast 4,90 Metern und einem Radstand von knapp drei Metern bietet er eine beeindruckende Präsenz auf der Straße.
Das Modell, das in Europa angeboten wird, ist eine überarbeitete Version, die bereits einige Jahre auf dem chinesischen Heimatmarkt erfolgreich war. Dies bedeutet, dass Kinderkrankheiten größtenteils ausgemerzt sind, aber auch, dass die Architektur des Fahrzeugs auf einer 400-Volt-Basis beruht, während einige neuere Modelle bereits mit 800 Volt operieren. Dennoch verspricht XPeng beeindruckende Ladeleistungen und Reichweiten, die wir uns im Folgenden genauer ansehen werden.

Motorleistung und Fahrerlebnis: Sportlich, aber mit Feinheiten
Der XPeng P7 ist in verschiedenen Varianten erhältlich, die sich vor allem in Antrieb und Leistung unterscheiden. Die RWD Long Range-Version mit Hinterradantrieb liefert 203 kW (276 PS) und beschleunigt in respektablen 6,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das wahre Feuerwerk zündet jedoch die AWD Performance-Version. Mit zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren an Vorder- und Hinterachse bringt sie eine Systemleistung von 348 kW (473 PS) und ein massives Drehmoment von 757 Nm auf die Straße. Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist damit in gerade einmal 4,1 Sekunden erledigt – ein Wert, der selbst gestandene Sportwagen alt aussehen lässt. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei beiden Varianten auf 200 km/h begrenzt.
Die Fahrwerksabstimmung des P7 ist sportlich gehalten, was für ein dynamisches Fahrgefühl sorgt. Das Lenkverhalten könnte allerdings etwas mehr Rückmeldung bieten, um dem Fahrer ein noch präziseres Gefühl für die Straße zu vermitteln. Im Grenzbereich neigt das Fahrwerk zum Übersteuern, was erfahrene Fahrer durchaus schätzen, Neulinge aber vielleicht überraschen könnte. Die Bremsen, bei der Performance-Version von Brembo, sind kraftvoll, erfordern aber eine gewisse Eingewöhnungszeit, um den optimalen Druckpunkt zu finden.
Insgesamt ist der P7 ein sehr agiles und spaßiges Auto. Die enorme Kraftentfaltung des Elektromotors ist beeindruckend und das sportlich abgestimmte Fahrwerk macht Kurvenfahrten zu einem Erlebnis. Dennoch zeigen sich hier und da kleinere Schwächen, die in der Premium-Klasse vielleicht etwas störend wirken könnten. Die Fahrassistenzsysteme, obwohl umfangreich, arbeiten nicht immer mit der Präzision, die man von deutschen oder schwedischen Herstellern kennt. So kann es vorkommen, dass Tempolimits falsch erkannt werden oder der Spurhalteassistent etwas unentschlossen agiert.

Außendesign und Styling: Minimalismus trifft auf Eleganz
Das Äußere des XPeng P7 ist zweifellos eines seiner größten Verkaufsargumente. Die Designer haben hier eine harmonische Mischung aus minimalistischer Ästhetik und sportlicher Eleganz geschaffen. Die Linienführung ist stromlinienförmig und fließend, was dem Auto nicht nur einen niedrigen cw-Wert, sondern auch eine sehr moderne Optik verleiht.
Besonders markant ist die Front mit dem sogenannten „X-BOT-Gesicht“. Eine schmale, durchgehende LED-Lichtleiste zieht sich über die gesamte Breite des Fahrzeugs und verleiht ihm eine unverwechselbare Signatur. Darunter sitzen die eigentlichen Scheinwerfer, die dezent in die Frontschürze integriert sind. Ein klassischer Kühlergrill fehlt natürlich, was die Zugehörigkeit zur Elektro-Ära unterstreicht.
Seitlich fallen die bündig abschließenden Türgriffe auf, die sich beim Annähern automatisch ausfahren und die Aerodynamik verbessern. Das coupéförmige Dach und die sanft abfallende Heckpartie tragen zur schlanken Silhouette bei. Am Heck wiederholt sich das Designelement der durchgehenden Lichtleiste, was für ein stimmiges Gesamtbild sorgt. Für Liebhaber des Besonderen gibt es sogar die optionale „Wing Edition“ mit spektakulären Flügeltüren, die dem Auto eine noch exklusivere Note verleihen.

Innenraum: Qualität, Komfort und Raumgefühl
Beim Öffnen der Tür offenbart sich ein Innenraum, der den hohen Ansprüchen an Design und Minimalismus gerecht wird. Das Cockpit wird von zwei großen, nebeneinander liegenden Bildschirmen dominiert: einem 10,25-Zoll-Display für die digitalen Instrumente hinter dem Lenkrad und einem beeindruckenden 14,96-Zoll-Touchscreen für das Infotainment in der Mitte. Haptische Tasten sind Mangelware; die meisten Funktionen werden über den Touchscreen oder per Sprachbefehl gesteuert. Dies erfordert eine gewisse Eingewöhnung und kann während der Fahrt ablenken.
Die Materialqualität im Innenraum ist größtenteils gut und bewegt sich auf einem hohen Niveau. Die Sitze, auf Wunsch mit Nappaleder bezogen, sind bequem und bieten sowohl vorne als auch hinten eine Sitzheizung. In der ersten Reihe gibt es sogar eine Sitzbelüftung. Das Panoramaglasdach, das zur Serienausstattung gehört, sorgt für ein luftiges und helles Raumgefühl.
Das Platzangebot ist dank des langen Radstands großzügig. Auch großgewachsene Passagiere finden auf den Rücksitzen genügend Kopf- und Beinfreiheit. Beim Kofferraumvolumen zeigt der P7 jedoch eine Schwäche. Mit 440 Litern ist das Fassungsvermögen für eine Limousine dieser Größe zwar akzeptabel, aber es gibt weder eine Durchladefunktion noch einen „Frunk“ (ein Kofferraum unter der vorderen Haube), wie ihn einige Konkurrenten bieten. Dies schränkt die Variabilität bei größeren Gepäckstücken ein.
Features, Technologie und Sicherheit: Volle Hütte serienmäßig
Eines der größten Pluspunkte des XPeng P7 ist seine umfangreiche Serienausstattung. Von einer elektrischen Heckklappe über ein beheizbares Multifunktionslenkrad bis hin zu einer Wärmepumpe ist fast alles an Bord, was das Fahren komfortabler macht.
Technologisch setzt der P7 auf das hauseigene Betriebssystem „Xmart OS“, das über Over-the-Air (OTA) Updates stets auf dem neuesten Stand gehalten wird. Die Sprachsteuerung „Hey XPeng“ versteht Befehle in natürlicher Sprache und kann eine Vielzahl von Funktionen steuern, von der Klimatisierung bis zu den Fenstern. Das 5D-Mediensystem XOPERA mit einem Dynaudio-Soundsystem und Dolby Atmos-Technologie sorgt für ein beeindruckendes Klangerlebnis.
Die Sicherheitsausstattung ist ebenfalls topaktuell. Das Fahrerassistenzsystem „XPILOT ASSIST“ nutzt eine Kombination aus Radaren, Ultraschallsensoren und Kameras, um den Fahrer in den Bereichen Fahren, Parken und Sicherheit zu unterstützen. Der P7 hat im Euro-NCAP-Crashtest 2023 eine Fünf-Sterne-Bewertung für die Insassensicherheit erhalten, was das hohe Niveau der passiven Sicherheit unterstreicht. Dennoch gibt es, wie bereits erwähnt, bei der Funktionsqualität einzelner Assistenten noch Verbesserungspotenzial im Vergleich zur Konkurrenz.
Reichweite und Ladeeffizienz: Alltagstauglichkeit im Fokus
Für ein Elektroauto sind Reichweite und Ladezeit entscheidende Faktoren. Der XPeng P7 ist mit einem 86,2 kWh (brutto) großen Akku ausgestattet. In der Long Range-Version mit Hinterradantrieb verspricht XPeng eine WLTP-Reichweite von bis zu 576 km. Die Performance-Variante mit Allradantrieb kommt auf 505 km nach WLTP.
Die Ladeleistung an Schnellladesäulen ist mit maximal 175 kW (DC) ordentlich. In nur 29 Minuten soll die Batterie von 10 auf 80 Prozent geladen sein. An einer 11 kW AC-Wallbox dauert eine vollständige Ladung von 0 auf 100 Prozent etwa 9 Stunden. Das 400-Volt-System ist zwar nicht das Neueste, aber dank der optimierten Ladekurve kann der P7 dennoch mit vielen Konkurrenten mithalten. Die Ladeplanung im Navigationssystem kann dabei helfen, die Route und Ladestopps effizient zu planen.
Der realistische Verbrauch liegt, abhängig von Fahrweise und Bedingungen, bei etwa 20 kWh pro 100 km, was zu einer realen Reichweite von rund 450 Kilometern führt – ein solider Wert für eine Limousine dieser Klasse.
Preis, Ausstattung und Wettbewerber: Ein attraktives Paket
Der XPeng P7 positioniert sich preislich sehr aggressiv. Die Einstiegsvariante „Long Range RWD“ ist bereits gut ausgestattet und unterbietet viele Konkurrenten. Die Top-Version „Performance AWD“ bietet eine enorme Leistungssteigerung, bleibt aber ebenfalls in einem sehr wettbewerbsfähigen Preisrahmen. Hinzu kommt die bereits erwähnte „Wing Edition“ für alle, die das Besondere suchen.
Die Hauptkonkurrenten des XPeng P7 sind der Tesla Model 3, der BYD Seal und der Nio ET5. Der Tesla Model 3 überzeugt mit einem effizienteren Antrieb und einem ausgereifteren Ladesäulennetz, während der P7 mit seinem größeren Innenraum und seiner opulenten Serienausstattung punkten kann. Gegenüber dem BYD Seal, der ebenfalls aus China stammt, hat der P7 die etwas höhere Reichweite, der Seal wiederum bietet eine höhere Anhängelast und einen Frunk. Der Nio ET5 ist ebenfalls ein starker Konkurrent, der mit seinem innovativen Batterietausch-System und einem luxuriöseren Interieur auftrumpfen kann, aber auch teurer ist.
Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile:
Nachteile:
Fazit: Für wen ist der XPeng P7 die beste Wahl?
Der XPeng P7 ist eine beeindruckende Elektro-Limousine, die mit ihrem mutigen Design, ihrer starken Leistung und ihrer sehr umfangreichen Ausstattung eine echte Alternative in der oberen Mittelklasse darstellt. Er ist das ideale Fahrzeug für technikaffine Fahrer, die eine sportliche Limousine suchen, die sich von der Masse abhebt. Wer Wert auf ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine fast schon luxuriöse Serienausstattung legt, wird vom XPeng P7 begeistert sein.
Allerdings muss man bereit sein, einige Kompromisse einzugehen. Die Bedienung über den Touchscreen mag nicht jedermanns Sache sein, und die Assistenzsysteme könnten präziser arbeiten. Wer ein ausgereiftes, intuitiv bedienbares Fahrzeug und die Gewissheit eines flächendeckenden Service-Netzwerks sucht, findet bei der etablierten Konkurrenz möglicherweise eine bessere Lösung. Für alle anderen ist der XPeng P7 jedoch ein aufregender und vielversprechender neuer Stern am Elektro-Himmel.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
1. Wie lange dauert es, den XPeng P7 zu laden?
An einer DC-Schnellladesäule mit 175 kW kann der Akku in etwa 29 Minuten von 10 auf 80 % geladen werden. An einer AC-Wallbox mit 11 kW dauert eine vollständige Ladung von 0 auf 100 % ca. 9 Stunden.
2. Wie groß ist die Reichweite des XPeng P7 im Alltag?
Die WLTP-Reichweite der Long Range-Version liegt bei bis zu 576 km. Im realen Fahrbetrieb, abhängig von Fahrweise und Bedingungen, kann man mit einer realistischen Reichweite von etwa 450 km rechnen.
3. Hat der XPeng P7 einen Kofferraum vorne (Frunk)?
Nein, im Gegensatz zu einigen Konkurrenten wie dem Tesla Model 3 oder dem BYD Seal besitzt der XPeng P7 keinen Frunk. Das Kofferraumvolumen hinten beträgt 440 Liter.
4. Gibt es den XPeng P7 mit Anhängerkupplung?
Offiziell ist der XPeng P7 in Europa nicht für eine Anhängelast freigegeben.
5. Welche Konkurrenten hat der XPeng P7?