Die Welt der Supersportwagen ist ein Reich der Extreme. Ein Ort, an dem Ingenieurskunst, Design und pure Leistung zu einem atemberaubenden Ganzen verschmelzen. Doch selbst in dieser exklusiven Liga gibt es Fahrzeuge, die sich von der Masse abheben. Der SSC Tuatara, benannt nach der neuseeländischen Brückenechse, ist genau so ein Auto. Er wurde mit einem einzigen, kompromisslosen Ziel gebaut: den Titel des schnellsten Serienautos der Welt zu erobern. Wir nehmen diesen amerikanischen Hypercar-Traum genauer unter die Lupe und beleuchten, was ihn so besonders macht.
Motorleistung und Fahrerlebnis: Das Herz der Bestie
Das wahre Herzstück des SSC Tuatara ist sein von Nelson Racing Engines entwickelter 5,9-Liter-V8-Biturbo-Motor mit Flachkurbelwelle. Dieses Aggregat ist eine technische Meisterleistung und liefert eine Leistung, die jenseits aller Vorstellungskraft liegt. Mit herkömmlichem 91-Oktan-Benzin leistet der Motor bereits beeindruckende 1.350 PS. Doch seine wahre Bestimmung erreicht er, wenn er mit E85-Ethanolkraftstoff betrieben wird. Dann entfesselt er unglaubliche 1.750 PS. Ein Drehmoment von 1.413 Nm steht bereit, um die Hinterräder mit brachialer Kraft anzutreiben.
Die Kraftübertragung erfolgt über ein 7-Gang-Automatikgetriebe von CIMA, das für blitzschnelle Schaltvorgänge ausgelegt ist. Die Beschleunigung des Tuatara ist schlichtweg atemberaubend. Der Sprint von 0 auf 100 km/h soll in nur 2,5 Sekunden absolviert werden. Die wirkliche Magie entfaltet sich jedoch jenseits der 300 km/h-Marke, wo der Tuatara dank seiner perfekten Aerodynamik und schierer Kraft unaufhaltsam in Richtung seiner Höchstgeschwindigkeit von über 450 km/h beschleunigt.

Das Fahrerlebnis in einem solchen Fahrzeug ist schwer in Worte zu fassen. Es ist eine intensive, rohe und zugleich präzise Erfahrung. Trotz der immensen Leistung wurde der Tuatara so konzipiert, dass er nicht nur auf der Geraden glänzt, sondern auch auf Rennstrecken eine beeindruckende Performance abliefert. Drei Fahrmodi – „Sport“, „Track“ und „Lift“ – passen Fahrwerk, Aerodynamik und Motorabstimmung an die jeweiligen Anforderungen an. Im „Track“-Modus senkt sich das Fahrzeug ab und die aktiven Aerodynamik-Elemente sorgen für maximalen Anpressdruck, um in Kurven eine unfassbare Stabilität zu gewährleisten.
Design und Aerodynamik: Eine Skulptur des Windes
Schon auf den ersten Blick wird klar, dass der SSC Tuatara nicht einfach nur ein Auto ist, sondern eine rollende Skulptur, geformt vom Wind. Das Design stammt aus der Feder von Jason Castriota, einem ehemaligen Designer von Pininfarina, und ist stark von der Luftfahrt inspiriert. Die tropfenförmige Kanzel, die wie ein Jet-Cockpit anmutet, und die vertikalen Stabilisierungsflossen am Heck unterstreichen seine Geschwindigkeit.
Jede Linie, jede Wölbung und jeder Einlass hat eine Funktion. Der Karosserie wurde akribisch im Windkanal entwickelt, um einen herausragend niedrigen Luftwiderstandsbeiwert (cW-Wert) von nur 0,279 zu erzielen. Dies ist entscheidend, um bei extrem hohen Geschwindigkeiten den Luftwiderstand zu minimieren und die Stabilität zu maximieren. Das gesamte Chassis sowie die Karosserie bestehen aus Kohlefaser, was das Gewicht auf nur 1.247 kg reduziert – ein sensationell niedriges Gewicht für ein Fahrzeug dieser Leistungsklasse. Der Tuatara ist ein Paradebeispiel dafür, wie Form und Funktion Hand in Hand gehen können.

Innenraum: Puristische Luxus-Kanzel
Der Innenraum des SSC Tuatara ist weniger opulent als bei einigen seiner europäischen Konkurrenten, was jedoch der puristischen, auf den Fahrer fokussierten Philosophie des Fahrzeugs entspricht. Hier geht es nicht um überflüssigen Luxus, sondern um die Konzentration auf das Wesentliche: das Fahren. Dennoch ist der Innenraum hochwertig verarbeitet und bietet eine Mischung aus Alcantara und Leder.
Die Bedienelemente sind über einen zentralen Touchscreen zugänglich, der die wichtigsten Fahrzeugfunktionen steuert. Das digitale Kombiinstrument hinter dem Lenkrad ist konfigurierbar und liefert dem Fahrer alle relevanten Informationen, von der Geschwindigkeit über Drehmoment bis hin zu den Rundenzeiten. Trotz des radikalen Designs ist der Innenraum erstaunlich geräumig, und SSC gibt an, dass sogar eine Person mit einer Körpergröße von 1,96 m inklusive Helm bequem Platz findet. Die Sicht nach vorne ist dank der großen Kanzel sehr gut, was für ein Hypercar keine Selbstverständlichkeit ist.
Ausstattung und Technologie: Mehr als nur PS

Der SSC Tuatara ist mehr als nur ein Motor auf Rädern. Er verfügt über moderne Technologie, die dem Fahrer hilft, die immense Leistung zu beherrschen. Ein robustes Kohlefaser-Monocoque bildet das Rückgrat des Fahrzeugs und sorgt für höchste Sicherheit und Steifigkeit. Anstelle von traditionellen Seitenspiegeln verwendet der Tuatara ein Kamerasystem, das nicht nur aerodynamisch vorteilhaft ist, sondern auch eine bessere Rundumsicht ermöglicht.
Die aktiven Aerodynamik-Elemente, wie der aktive Heckflügel, passen sich dynamisch der Geschwindigkeit und dem gewählten Fahrmodus an. Dies sorgt für den perfekten Ausgleich zwischen geringem Luftwiderstand für die Höchstgeschwindigkeit und maximalem Abtrieb für die Kurvenperformance. Hinzu kommen moderne Sicherheitsfunktionen wie ABS.
Kraftstoffverbrauch und Reichweite: Das ist nicht das Thema
Bei einem Hypercar wie dem SSC Tuatara sind Begriffe wie „Kraftstoffeffizienz“ eher nebensächlich. Ein offizieller Verbrauchswert wird vom Hersteller nicht angegeben, da dies bei einem solchen Fahrzeug keine Rolle spielt. Es ist klar, dass der 5,9-Liter-V8-Biturbo bei voller Beanspruchung enorme Mengen an Kraftstoff verbrauchen wird. Wer einen Tuatara kauft, macht sich keine Sorgen über Benzinpreise oder die Reichweite, sondern über die nächste freie Strecke, um das volle Potenzial des Fahrzeugs zu entfesseln.
Preis, Versionen und Konkurrenz: Der Hypercar-Olymp
Der SSC Tuatara ist ein extrem exklusives und teures Fahrzeug. Der Basispreis liegt bei rund 1,625 Millionen US-Dollar, was ihn in die Riege der teuersten Automobile der Welt hebt. SSC plant eine limitierte Produktion von nur 100 Exemplaren, was die Exklusivität noch weiter unterstreicht.
Zusätzlich zur Standardversion bietet SSC auch eine „Striker“-Version an, die mit noch aggressiveren Aerodynamik-Paketen für den Einsatz auf der Rennstrecke optimiert ist. Des Weiteren gibt es eine „Aggressor“-Version, die noch extremer ist und nicht straßenzugelassen ist.
Die Hauptkonkurrenten des SSC Tuatara sind andere Hypercars, die ebenfalls den Titel des schnellsten Serienautos der Welt anstreben. Dazu gehören der Bugatti Chiron Super Sport 300+, der Koenigsegg Jesko Absolut und der Hennessey Venom F5. Jeder dieser Hersteller hat seine eigene Philosophie und technische Herangehensweise, aber das Ziel ist dasselbe: die Grenzen der Geschwindigkeit neu zu definieren.
Pro und Contra
Pro:
Contra:
Fazit – Für wen ist der SSC Tuatara gemacht?
Der SSC Tuatara ist nicht einfach nur ein Auto; er ist ein Statement. Er ist für jene gemacht, die das ultimative Fahrerlebnis suchen und die Grenzen der Ingenieurskunst ausreizen wollen. Er richtet sich an eine äußerst exklusive Kundschaft von Sammlern und Enthusiasten, die bereit sind, einen Millionenbetrag für ein Stück Automobilgeschichte auszugeben. Der Tuatara ist für den Rennfahrer in uns, der davon träumt, die 500 km/h-Marke zu knacken und die rohe, ungestüme Kraft eines V8-Biturbos zu spüren. Er ist ein technisches Wunderwerk und eine Hommage an die menschliche Faszination für Geschwindigkeit.
5 häufig gestellte Fragen (FAQs)
1. Was bedeutet der Name „Tuatara“?
Der Name „Tuatara“ ist maorischen Ursprungs und bezeichnet eine in Neuseeland heimische Brückenechse. Der Hersteller wählte diesen Namen, da das Tier für die schnellste molekulare Evolution aller lebenden Tiere bekannt ist und damit symbolisch für die technologische Entwicklung des Autos steht.
2. Ist der SSC Tuatara das schnellste Serienauto der Welt?
Nach mehreren Rekordversuchen und anfänglichen Kontroversen hat der SSC Tuatara einen validierten Rekord für die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit von 455,3 km/h aufgestellt und damit den Koenigsegg Agera RS übertroffen. Andere inoffizielle Messungen deuten jedoch auf noch höhere Geschwindigkeiten hin.
3. Wie viele SSC Tuatara wurden produziert?
Die Produktion des SSC Tuatara ist auf 100 Exemplare limitiert.
4. Kann man den SSC Tuatara auf öffentlichen Straßen fahren?
Ja, der SSC Tuatara ist ein straßenzugelassenes Fahrzeug. Allerdings ist seine Hauptdomäne die Rennstrecke oder abgesperrte Geraden.
5. Was ist der Unterschied zwischen der „Striker“- und der „Aggressor“-Version?