Die Geschichte Des Plymouth Prowler

Posted on

Einführung: Ein Auto, das sich traute, anders zu sein

In einer Zeit, in der das Automobildesign oft von Konsens und Sicherheit geprägt war, schuf Plymouth Ende der 1990er-Jahre ein Fahrzeug, das alle Konventionen über Bord warf: den Prowler. Als Hommage an die klassischen Hot Rods der 1930er-Jahre entworfen, war der Prowler mehr als nur ein Auto – er war eine fahrbare Skulptur, eine mutige Designstudie auf Rädern, die es tatsächlich in die Serienproduktion schaffte. Mit seinem freiliegenden Frontfahrwerk, den riesigen Hinterrädern und der futuristisch-retrospektiven Form zog er die Blicke auf sich wie kaum ein anderes Fahrzeug seiner Ära. Produziert von 1997 bis 2002, zuerst unter der Marke Plymouth und später als Chrysler Prowler, war dieses Roadster-Unikat ein Statement, das die Gemüter spaltete. Für die einen war er ein Meisterwerk des Designs, für die anderen eine übermotorisierte Kuriosität. Doch eines ist unbestreitbar: Der Prowler war ein Fahrzeug mit Seele und einer Geschichte, die es verdient, erzählt zu werden.

Motorleistung und Fahrerlebnis: Ein Fall von Anspruch und Wirklichkeit

Unter der langen, geschwungenen Motorhaube des Prowlers arbeiteten keine hubraumstarken V8-Motoren, wie es die Optik eines klassischen Hot Rods vermuten ließe. Stattdessen war der Prowler mit einem 3,5-Liter-V6-Motor ausgestattet. In den ersten Produktionsjahren leistete dieser SOHC-Motor 214 PS, was eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in etwa 7,2 Sekunden ermöglichte. Ab dem Modelljahr 1999 wurde die Leistung auf 253 PS angehoben, wodurch der Prowler die 100-km/h-Marke in respektablen 5,9 Sekunden erreichte.

Plymouth Prowler - Wikipedia
Plymouth Prowler – Wikipedia

Trotz der guten Leistungswerte und einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 203 km/h blieben die Meinungen zum Antrieb gespalten. Puristen kritisierten vor allem das Fehlen eines V8 und eines Schaltgetriebes. Der Prowler war ausschließlich mit einem Viergang-Automatikgetriebe mit „AutoStick“-Funktion erhältlich, das dem Fahrer ein sequenzielles Schalten ermöglichte. Dies half zwar, die sportliche Anmutung zu betonen, konnte aber die Sehnsucht nach einem echten, manuellen Fahrerlebnis nicht vollständig stillen.

Das Fahrerlebnis war dennoch einzigartig. Dank der fortschrittlichen Leichtbauweise mit einem Aluminiumrahmen und -karosserieteilen wog der Prowler nur rund 1280 kg. In Kombination mit der nahezu perfekten Gewichtsverteilung von 50:50, die durch die Anordnung des Transaxle-Getriebes im Heck erreicht wurde, bot der Prowler eine überraschend agile und gut ausbalancierte Fahrt. Die spezielle Pushrod-Aufhängung an der Front, die das freiliegende Fahrwerk so markant machte, trug ebenfalls zu einem sportlichen Fahrgefühl bei. Es war ein Auto für die Fahrt auf der Landstraße, nicht für die Rennstrecke – ein Cruiser mit einem sportlichen Herzen.

Außendesign und Styling: Eine Ikone des Retro-Designs

Der Prowler war ein Meisterwerk des Designs und das Herzstück seiner Anziehungskraft. Das Design, das federführend von Tom Gale, dem damaligen Designchef von Chrysler, stammte, war eine direkte Neuinterpretation des klassischen Hot Rod. Die freistehenden, offenen Vorderräder und der spartanische Kühlergrill waren eine Hommage an die glorreichen Tage der Custom-Car-Kultur. Die geschwungenen, fast organischen Kotflügel, die sich nahtlos in die Karosserie einfügten, verliehen ihm eine fließende Eleganz.

Plymouth Prowler: The First and Last Production Hot Rod - Dyler
Plymouth Prowler: The First and Last Production Hot Rod – Dyler

Ein weiteres markantes Merkmal war die ungleiche Radgröße: 17-Zoll-Felgen vorne und massive 20-Zoll-Räder hinten, eine Kombination, die dem Prowler seine typische, geduckte Hot-Rod-Haltung verlieh. Die Farbpalette war ebenfalls Teil des Konzepts, mit ikonischen Lackierungen wie “Prowler Purple”, “Prowler Yellow” und “Prowler Black”, die die auffällige Form des Roadsters noch weiter unterstrichen.

Innenraum, Qualität und Komfort: Funktionalität trifft Stil

Der Innenraum des Prowlers war eine Mischung aus Funktionalität und Stil, die jedoch auch einige Kompromisse mit sich brachte. Die hochwertigen Ledersitze boten guten Halt und sahen sportlich aus, während die Instrumente im Cockpit übersichtlich angeordnet waren, wobei der Drehzahlmesser stilvoll auf der Lenksäule montiert war.

Ein Kritikpunkt vieler war die Herkunft einiger Interieur-Komponenten. Um Kosten zu sparen, wurden viele Teile aus dem Chrysler-Teileregal verwendet, wie beispielsweise die Bedienelemente der Klimaanlage, die an den Dodge Neon erinnerten. Dennoch bot der Prowler grundlegende Komfortmerkmale wie elektrische Fensterheber, eine Klimaanlage und ein AM/FM-Kassettenradio mit einem optionalen Sechsfach-CD-Wechsler.

Learn The History Of The Plymouth Prowler
Learn The History Of The Plymouth Prowler

Das Platzangebot im Innenraum war für zwei Personen ausreichend, aber nicht üppig. Ein großes Manko war jedoch der extrem kleine Kofferraum mit nur 51 Litern Volumen, der kaum Platz für mehr als eine Sporttasche bot. Für längere Reisen gab es jedoch eine optionale Lösung: einen passend lackierten Anhänger, der das Design des Prowlers perfekt aufgriff und das Gepäckproblem löste.

Features, Technologie und Sicherheit

Obwohl der Prowler in erster Linie ein Design-Statement war, bot er eine Reihe von modernen Features. Dazu gehörten eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung, eine Diebstahlwarnanlage und eine Servolenkung. Für die Sicherheit sorgten neben den obligatorischen Dreipunktgurten auch zwei Airbags. Eine wichtige technologische Eigenschaft waren die Run-Flat-Reifen, die es dem Fahrer ermöglichten, bei einem Reifendruckverlust noch eine begrenzte Strecke weiterzufahren, da ein Reserverad aufgrund der einzigartigen Bauweise nicht mitgeführt werden konnte. Ein Antiblockiersystem (ABS) gehörte ebenfalls zur Standardausstattung, was dem Prowler ein zusätzliches Maß an Sicherheit verlieh.

Kraftstoffverbrauch

Der 3,5-Liter-V6-Motor mit 253 PS war in seiner Zeit relativ sparsam, insbesondere im Vergleich zu den hubraumstarken V8-Modellen der Konkurrenz. Offizielle Angaben des US-amerikanischen EPA (Environmental Protection Agency) nannten einen durchschnittlichen kombinierten Verbrauch von etwa 18 MPG, was umgerechnet etwa 13 l/100 km entspricht. Im Stadtverkehr lag der Verbrauch bei etwa 15 MPG (ca. 15,7 l/100 km), auf der Autobahn bei 21 MPG (ca. 11,2 l/100 km).

Preisgestaltung und Konkurrenz

Der Plymouth Prowler wurde zu einem geschätzten Basispreis von rund 35.000 US-Dollar angeboten. Aufgrund seiner extremen Nischenpositionierung und seines einzigartigen Konzepts hatte der Prowler kaum direkte Konkurrenten. Er stand für eine ganz eigene Kategorie von Fahrzeugen und appellierte an eine Klientel, die einen Hot Rod mit modernem Komfort suchte. Er positionierte sich damit in einem Marktsegment, das nur von wenigen anderen Modellen wie dem Chrysler PT Cruiser oder dem Ford Thunderbird später bedient wurde, aber keines war so radikal in seinem Ansatz wie der Prowler.

Pro und Contra

Pro:

  • Atemberaubendes Design: Ein einzigartiges, mutiges Retro-Design, das auch heute noch Blicke auf sich zieht.
  • Exzellente Gewichtsverteilung: Das Transaxle-Getriebe sorgte für eine perfekte 50:50-Balance und ein agiles Fahrverhalten.
  • Leichtbauweise: Die Verwendung von Aluminium machte den Prowler überraschend leicht und wendig.
  • Sammlerstück-Potenzial: Mit insgesamt nur 11.702 produzierten Einheiten ist der Prowler ein seltenes und begehrtes Sammlerfahrzeug.

  • Contra:

  • V6 statt V8: Viele Hot-Rod-Fans wünschten sich einen traditionellen, drehmomentstarken V8.
  • Kein Schaltgetriebe: Die fehlende Option eines manuellen Getriebes enttäuschte viele Enthusiasten.
  • Extrem kleiner Kofferraum: Das Gepäckvolumen war für einen Roadster selbst für kurze Trips sehr begrenzt.
  • Mangelhafte Alltagsnutzung: Als Zweisitzer ohne nennenswerten Stauraum war der Prowler nicht für den täglichen Gebrauch gedacht.

  • Fazit: Für wen ist der Prowler am besten geeignet?

    Der Plymouth Prowler ist das perfekte Fahrzeug für Sammler, die das Außergewöhnliche lieben. Er ist nicht als praktischer Alltagsbegleiter konzipiert, sondern als ein “Sonntagscruiser”, der Emotionen weckt und eine Geschichte erzählt. Er ist ideal für jemanden, der ein Fahrzeug sucht, das sich vom Mainstream abhebt, eine unverwechselbare Persönlichkeit hat und pure Fahrfreude auf Landstraßen bietet. Der Prowler ist für Auto-Enthusiasten, die Design über pure Leistung stellen und die das Retro-Konzept in seiner radikalsten Form schätzen.

    5 häufig gestellte Fragen (FAQs)

    1. Warum wurde der Plymouth Prowler eingestellt?
    Der Prowler wurde nach dem Ende der Marke Plymouth im Jahr 2001 als Chrysler Prowler weitergeführt, aber auch unter diesem Namen nur bis 2002 produziert. Der geringe Absatz und die Nischenpositionierung machten eine Fortführung unrentabel.

    2. Hatte der Prowler jemals einen V8-Motor?
    Nein, der Prowler wurde ausschließlich mit dem 3,5-Liter-V6-Motor angeboten, obwohl viele Fans und Designer ursprünglich einen V8 favorisierten.

    3. Wie viele Plymouth Prowler wurden produziert?
    Insgesamt wurden 11.702 Prowler gebaut, wobei die meisten als Plymouth Prowler (8.532 Einheiten) und der Rest als Chrysler Prowler (3.170 Einheiten) vom Band liefen.

    4. Kann man einen Prowler noch heute kaufen?
    Ja, der Plymouth Prowler ist ein beliebtes Sammlerfahrzeug und wird regelmäßig auf dem Gebrauchtwagenmarkt und bei Auktionen gehandelt. Gut erhaltene Exemplare erzielen oft hohe Preise.

    5. War der Prowler wirklich ein Hot Rod?

    Tinggalkan Balasan

    Alamat email Anda tidak akan dipublikasikan. Ruas yang wajib ditandai *