In der Welt der Sportwagen gibt es Ikonen, die jeder kennt: Porsche 911, Ferrari 458, Lamborghini Gallardo. Und dann gibt es die Geheimtipps, die nur Kenner schätzen. Der Artega GT gehört zweifellos in die zweite Kategorie. Als deutscher Kleinserienhersteller, der nur für kurze Zeit existierte, schuf Artega einen Mittelmotor-Sportwagen, der seiner Zeit voraus war. Ein Auto, das mit seinem Design, seiner Performance und seiner kompromisslosen Fahrdynamik begeisterte, aber leider nie den Massenmarkt erobern konnte. In diesem ausführlichen Artikel tauchen wir tief in die Welt des Artega GT ein, beleuchten seine Stärken und Schwächen und finden heraus, warum er heute als gesuchtes Sammlerstück gilt.
Einleitung: Die Geburt eines deutschen Exoten
Der Artega GT war die Vision von Klaus Dieter Frers, dem Gründer des Unternehmens Artega Automobil. Sein Ziel war es, einen leichten, agilen und erschwinglichen Sportwagen zu bauen, der sich von den etablierten Marken abheben sollte. Das Ergebnis war der Artega GT, der 2007 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt wurde und von 2009 bis 2012 in Delbrück in Nordrhein-Westfalen in Kleinserie gefertigt wurde. Mit nur 153 produzierten Exemplaren ist der Artega GT heute eine echte Rarität. Doch was machte dieses Auto so besonders?
Motor und Fahrerlebnis: Deutsche Ingenieurskunst trifft auf VR6-Power

Das Herzstück des Artega GT ist ein 3,6-Liter-VR6-Motor aus dem Volkswagen Konzern, der quer hinter den Sitzen montiert ist. Mit 300 PS und einem maximalen Drehmoment von 350 Nm, das bereits bei 2.400 U/min anliegt, liefert der VR6 eine beeindruckende Leistung. Gekoppelt an ein 6-Gang-DSG-Getriebe, beschleunigt der nur 1.285 kg leichte GT in nur 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 270 km/h.
Doch die reinen Zahlen erzählen nur die halbe Geschichte. Der Artega GT ist ein Fahrerauto im reinsten Sinne. Die Mittelmotor-Bauweise, das niedrige Gewicht und die präzise Lenkung sorgen für eine atemberaubende Agilität und ein messerscharfes Handling. Das Fahrwerk, eine Doppelquerlenker-Konstruktion an allen vier Ecken, in Kombination mit Bilstein-Stoßdämpfern, sorgt für eine perfekte Straßenlage. Das Auto fühlt sich an wie eine Erweiterung des Fahrers, vermittelt ein direktes und ungefiltertes Feedback von der Straße. Der Klang des VR6-Motors, der direkt hinter dem Kopf des Fahrers brüllt, trägt ebenfalls zum emotionalen Fahrerlebnis bei. Er ist kräftig, rau und unverkennbar. Man spürt die Kraft und das Drehmoment in jeder Faser des Wagens. Der Artega GT ist kein Softie – er fordert seinen Fahrer und belohnt ihn mit purer Fahrfreude.
Außendesign: Eine zeitlose Schönheit von Henrik Fisker
Ein großer Teil des Erfolgs (und der Anziehungskraft) des Artega GT ist auf sein atemberaubendes Design zurückzuführen. Verantwortlich dafür war kein Geringerer als Henrik Fisker, der auch für die Gestaltung von Ikonen wie dem Aston Martin DB9 und dem BMW Z8 verantwortlich war. Seine Handschrift ist unverkennbar: fließende Linien, eine breite Spur, ein langer Radstand und ein extrem niedriger Schwerpunkt. Die Karosserie, gefertigt aus kohlefaserverstärktem Polyurethan, ist nicht nur leicht, sondern auch widerstandsfähig.

Besonders markant sind die großen Lufteinlässe hinter den Türen, die den Motor mit Frischluft versorgen, und die markanten Scheinwerfer, die dem GT ein unverwechselbares Gesicht verleihen. Das Heck mit seinen runden Rückleuchten und dem integrierten Diffusor rundet das sportliche Erscheinungsbild ab. Der Artega GT wirkt kompakt, muskulös und elegant zugleich. Er ist kein Auto, das mit übertriebenen Spoilern und Flügeln prahlt, sondern mit seiner klaren, puristischen Formensprache überzeugt. Ein Design, das auch heute noch frisch und modern wirkt.
Innenraum: Komfort und Funktionalität mit einem Hauch von Audi
Der Innenraum des Artega GT ist funktional und fahrerorientiert gestaltet. Die sportlichen Schalensitze bieten hervorragenden Seitenhalt und sind auch auf längeren Strecken komfortabel. Die Materialanmutung ist hochwertig, mit viel Leder und Klavierlack-Applikationen, die für ein exklusives Ambiente sorgen. Wer genau hinschaut, erkennt die eine oder andere Komponente aus dem VW-Konzernregal, was die Ersatzteilversorgung vereinfacht, aber den Charakter des Wagens nicht schmälert.
Ein besonderes Merkmal ist das große zentrale Rundinstrument, das sowohl Drehzahlmesser als auch Tacho in einem vereint. Ein innovatives und gleichzeitig schlichtes Detail. Der Stauraum ist für einen Mittelmotor-Sportwagen überraschend gut. Neben einem kleinen Kofferraum im Bug (75 Liter) gibt es hinter den Sitzen noch ein weiteres Staufach, das insgesamt 225 Liter Volumen bietet. Das macht den Artega GT zu einem der praktikabelsten Exoten seiner Zeit. Das Platzangebot ist trotz der geringen Fahrzeughöhe dank der tief montierten Sitze überraschend gut.

Ausstattung und Sicherheit: Purismus trifft auf notwendige Technik
In puncto Ausstattung konzentriert sich der Artega GT auf das Wesentliche. Die Serienausstattung umfasste bereits elektrische Fensterheber, eine Klimaanlage und ein Audiosystem. Elektronische Fahrhilfen wie ESP oder Traktionskontrolle waren an Bord, ließen sich aber auch vollständig abschalten, um dem Fahrer das volle Kontrolle über das Fahrzeug zu geben. Ein besonderes Feature war das auf Wunsch erhältliche, individuell programmierbare Digitaldisplay, das dem Fahrer die wichtigsten Informationen liefern konnte. In puncto Sicherheit gab es natürlich Airbags und eine verwindungssteife Karosseriestruktur. Der Fokus lag jedoch klar auf dem Fahrerlebnis und nicht auf einer langen Liste von Komfort-Features.
Effizienz: Ein Sportwagen, der nicht durstig ist
Obwohl der Artega GT ein leistungsstarker Sportwagen ist, ist sein Verbrauch angesichts der Performance moderat. Mit einem kombinierten Verbrauch von etwa 9,6 Litern auf 100 km (nach NEFZ) und einem CO2-Ausstoß von 226 g/km war er für seine Klasse überraschend sparsam. Der 68-Liter-Tank ermöglichte eine Reichweite von rund 700 km, was ihn auch für längere Fahrten tauglich machte.
Preis und Konkurrenz: Der Kampf der Underdogs
Der Artega GT war zum Marktstart mit einem Preis von rund 75.000 Euro positioniert. Dies brachte ihn in direkte Konkurrenz zu etablierten Sportwagen wie dem Porsche Cayman S. Im direkten Vergleich bot der Artega GT ein exklusiveres Design, eine bessere Fahrdynamik und die Aura eines echten Exoten. Der Cayman S punktete hingegen mit einem makellosen Ruf, der Sicherheit einer großen Marke und einem größeren Händlernetz. Spätere Wettbewerber wie der Lotus Evora boten ebenfalls ein ähnliches, leichtes Konzept, konnten dem Artega GT aber in Sachen Design und Exklusivität nicht das Wasser reichen. Heute sind gebrauchte Artega GTs gesuchte Sammlerstücke und werden je nach Zustand und Laufleistung für Preise zwischen 60.000 und 100.000 Euro gehandelt.
Vor- und Nachteile des Artega GT
Vorteile:
Nachteile:
Fazit: Für wen ist der Artega GT der perfekte Sportwagen?
Der Artega GT ist der perfekte Sportwagen für Individualisten, die sich von der Masse abheben wollen. Für Fahrer, die einen reinrassigen, kompromisslosen Sportwagen suchen, der mit seinem Handling und seinem Sound begeistert. Er ist eine Hommage an die goldenen Zeiten des Sportwagenbaus, verpackt in ein modernes, zeitloses Design. Er ist kein Auto für jemanden, der nur ein Statussymbol sucht, sondern für den wahren Enthusiasten, der die Leidenschaft für einzigartige Autos teilt. Der Artega GT mag ein vergessener Traum gewesen sein, aber als gebrauchter Sammlerwagen lebt er heute stärker denn je.
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FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Artega GT
1. Wie viele Artega GT wurden produziert?
Insgesamt wurden nur 153 Exemplare des Artega GT zwischen 2009 und 2012 produziert, was ihn zu einem echten Sammlerstück macht.
2. Welchen Motor hat der Artega GT?
Der Artega GT wird von einem 3,6-Liter-VR6-Motor von Volkswagen angetrieben, der 300 PS leistet.
3. Wie schnell ist der Artega GT von 0 auf 100 km/h?
Der Artega GT beschleunigt in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
4. Gibt es den Artega GT auch mit Schaltgetriebe?
Nein, der Artega GT war ausschließlich mit einem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) von Volkswagen erhältlich.
5. Was kostet ein gebrauchter Artega GT heute?