Der VinFast VF8 ist mehr als nur ein weiteres Elektro-SUV auf dem überfüllten Markt. Er ist ein Statement, eine Visitenkarte des vietnamesischen Automobilherstellers VinFast, der mit großen Ambitionen in die internationale Arena drängt. In einer Zeit, in der E-Mobilität rasant an Bedeutung gewinnt und etablierte Hersteller mit neuen Start-ups um die Gunst der Kunden kämpfen, verspricht der VF8, eine attraktive Alternative zu sein. Doch kann das mittelgroße Elektro-SUV, das mit einem eleganten Design und einer vollwertigen Ausstattung aufwarten will, auch in der Praxis überzeugen? Wir haben uns den VinFast VF8 genauer angesehen und ihn in all seinen Facetten beleuchtet, von der Leistung über das Design bis hin zur Alltagstauglichkeit.
Motorleistung und Fahrerlebnis: Ein zweischneidiges Schwert
Der VinFast VF8 wird in zwei Hauptvarianten angeboten: die “Eco” und die “Plus” Version. Beide Modelle sind mit einem Allradantrieb ausgestattet, der von zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse angetrieben wird. Die Leistungswerte sind beeindruckend: Die Eco-Variante liefert eine Systemleistung von 260 kW (ca. 353 PS) und ein Drehmoment von 500 Nm, während die Plus-Version mit 300 kW (ca. 408 PS) und 620 Nm Drehmoment noch eine Schippe drauflegt.
Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt dem VF8 Plus in sportlichen 5,5 Sekunden, die Eco-Version benötigt mit 5,9 Sekunden nur unwesentlich länger. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei beiden Modellen auf 200 km/h begrenzt. Auf der Straße zeigt sich der VF8 agil und kraftvoll, insbesondere im Sport-Modus, in dem die Gasannahme direkter und die Beschleunigung spürbarer wird. Die Lenkung ist tendenziell eher leichtgängig, was in der Stadt von Vorteil ist, auf kurvigen Landstraßen aber zu einem gewissen Feedback-Mangel führen kann.

Das Fahrerlebnis wird jedoch durch die Fahrwerksabstimmung getrübt. Viele Tester bemängeln eine weiche Feder-Dämpfer-Abstimmung, die zu einer gewissen Wankneigung der Karosserie führen kann. Insbesondere auf unebenen Straßen oder bei Bodenwellen neigt das Fahrzeug zum Wippen. Das Fahrwerk scheint eher auf Komfort ausgelegt zu sein, was auf Langstrecken durchaus angenehm sein kann, aber sportliche Ambitionen des Fahrers dämpft. Eine weitere Auffälligkeit ist, dass die Rekuperationsstufen “Low” und “Standard” kaum voneinander zu unterscheiden sind. Ein kräftiges “One-Pedal-Driving”, wie es bei einigen anderen Elektroautos möglich ist, wird hier vermisst.
Außendesign und Styling: Ein europäischer Touch aus Vietnam
Das Design des VinFast VF8 ist zweifellos eine seiner größten Stärken. Es stammt aus der Feder des renommierten italienischen Designstudios Pininfarina, und das sieht man. Die Linienführung ist fließend und elegant, ohne aufdringlich zu wirken. Die Front wird von einer markanten LED-Lichtleiste geprägt, die das VinFast-Logo in der Mitte einfasst – ein charakteristisches Merkmal, das den VF8 sofort erkennbar macht. Auch das Heck greift dieses Designelement auf, was für eine harmonische Gesamterscheinung sorgt.
Mit seinen stattlichen Maßen von 4.750 mm Länge, 1.934 mm Breite und 1.667 mm Höhe positioniert sich der VF8 in der Klasse der mittelgroßen SUVs. Der lange Radstand von 2.950 mm trägt nicht nur zu den ausgewogenen Proportionen bei, sondern schafft auch die Grundlage für ein großzügiges Raumangebot im Innenraum. Scharfe und fließende Linien verleihen dem Fahrzeug ein sportlich-aerodynamisches Aussehen, das trotz des SUV-Charakters eine gewisse Leichtigkeit vermittelt.

Innenraumqualität, Platz und Komfort: Die digitale Schaltzentrale
Der Innenraum des VF8 präsentiert sich minimalistisch und modern. Das Cockpit wird von einem riesigen, zentral platzierten 15,6-Zoll-Touchscreen dominiert. Hier werden nahezu alle Fahrzeugfunktionen gesteuert, vom Infotainment über die Klimaanlage bis hin zu den Einstellungen des Fahrzeugs. Eine klassische Instrumententafel hinter dem Lenkrad gibt es nicht, stattdessen werden die wichtigsten Fahrinformationen auf einem Head-up-Display in der Windschutzscheibe angezeigt – ein Feature, das bei der Konkurrenz oft Aufpreis kostet.
Die Materialauswahl im Innenraum ist hochwertig, mit einer ansprechenden Kombination aus Soft-Touch-Oberflächen und, je nach Ausstattung, veganem Leder auf den Sitzen. Die Verarbeitungsqualität ist auf einem guten Niveau. Das Platzangebot ist sowohl auf den vorderen als auch auf den hinteren Sitzen großzügig. Auch großgewachsene Personen finden auf der Rückbank ausreichend Knie- und Kopffreiheit. Ein Panoramadach, das den Innenraum mit Licht durchflutet, trägt zusätzlich zum luftigen Raumgefühl bei.
Kritikpunkt ist die Bedienung über den Touchscreen, die nicht für jeden Geschmack ist. Während das System selbst schnell reagiert und die Menüstruktur logisch aufgebaut ist, lenkt die Steuerung aller Funktionen über den Bildschirm den Fahrer vom Geschehen auf der Straße ab. Physische Tasten für oft genutzte Funktionen wie die Klimaanlage oder die Lautstärkeregelung fehlen, was im Alltag unpraktisch sein kann.

Ausstattung, Technologie und Sicherheit: Volle Hütte als Standard
Der VinFast VF8 kommt mit einer bemerkenswerten Serienausstattung auf den Markt. Das Fahrzeug ist vollgepackt mit Technologie und Assistenzsystemen. Dazu gehören unter anderem ein umfangreiches Paket an Fahrassistenzsystemen, eine 360-Grad-Kamera, eine automatische Notbremsfunktion, Spurhalteassistent und eine Verkehrszeichenerkennung. Auch eine intelligente Sprachsteuerung, die auf den Befehl “Hey VinFast” hört, ist an Bord und soll eine natürliche, menschenähnliche Konversation ermöglichen.
Ein weiteres Highlight ist die Konnektivität. Über-the-Air-Updates (OTA) sorgen dafür, dass die Software des Fahrzeugs immer auf dem neuesten Stand ist. Über eine eigene App kann der Fahrer Fahrzeugdaten abrufen, das Fahrzeug fernsteuern und Wartungstermine buchen.
Auch in puncto Sicherheit hat VinFast vorgesorgt. Der VF8 ist mit elf Airbags ausgestattet, darunter Front-, Seiten-, Knie- und Vorhangairbags. Im Euro NCAP Crashtest hat das Fahrzeug eine gute Bewertung erhalten, auch wenn einige Konkurrenten hier noch bessere Ergebnisse erzielen konnten.
Reichweite und Laden: Eine solide, aber keine Spitzenleistung
In der VinFast VF8 Eco-Variante mit der größeren Batteriekapazität von 87,7 kWh (netto) gibt VinFast eine WLTP-Reichweite von bis zu 471 km an. Die Plus-Variante, ebenfalls mit 87,7 kWh, erreicht bis zu 457 km nach WLTP. Realistisch betrachtet, insbesondere im Winter oder auf der Autobahn, sinken diese Werte, was bei Elektroautos aber normal ist.
Das Laden an einer DC-Schnellladesäule mit bis zu 150 kW ist möglich. VinFast gibt an, dass das Laden von 10 % auf 70 % unter idealen Bedingungen in rund 31 Minuten abgeschlossen ist. An einer AC-Ladesäule mit 11 kW dauert eine vollständige Ladung von 0 auf 100 % etwa 9,5 Stunden. Die Ladezeiten sind solide, können aber mit den Schnellladefähigkeiten einiger Konkurrenten nicht ganz mithalten.
Preise, Ausstattungslinien und Wettbewerbsvergleich: Attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis
Der VinFast VF8 wird in Deutschland in zwei Ausstattungslinien angeboten: Eco und Plus. Die Preise beginnen bei rund 49.000 € für die Eco-Version. Die Plus-Version schlägt mit einem höheren Preis zu Buche. Bemerkenswert ist, dass VinFast ursprünglich ein Batteriemietmodell angeboten hat, mittlerweile aber die Batterien beim Kaufpreis inkludiert sind.
Im Vergleich zur Konkurrenz positioniert sich der VF8 im hart umkämpften Segment der mittelgroßen Elektro-SUVs. Seine direkten Wettbewerber sind unter anderem der Volkswagen ID.4, der Skoda Enyaq iV, der Ford Mustang Mach-E und der Polestar 2. Der VF8 kann mit seinem umfangreichen Ausstattungspaket, der kräftigen Motorisierung und dem markanten Design punkten. Allerdings haben einige Konkurrenten, wie der Skoda Enyaq oder der VW ID.4, eine längere Erfahrung auf dem europäischen Markt und konnten sich in Sachen Software und Fahrwerksabstimmung bereits bewähren. Der Tesla Model Y ist ebenfalls ein starker Konkurrent, der in puncto Reichweite und Ladeinfrastruktur oft die Nase vorn hat, dafür aber in der Basisversion weniger umfangreich ausgestattet ist.
Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile:
Attraktives Design: Die Handschrift von Pininfarina ist unverkennbar und verleiht dem VF8 ein edles Erscheinungsbild.
Nachteile:
Fahrwerksabstimmung: Das Fahrwerk ist zu weich und kann auf unebenen Straßen unruhig wirken.
Fazit: Für wen ist der VinFast VF8 das richtige Auto?
Der VinFast VF8 ist ein mutiger und überzeugender erster Schritt des vietnamesischen Herstellers auf den deutschen Markt. Er bietet ein stilvolles Design, einen geräumigen Innenraum und eine sehr umfangreiche Serienausstattung zu einem attraktiven Preis.
Er ist das ideale Auto für technikaffine Familien, die ein modernes Elektro-SUV suchen, das sich optisch von der Masse abhebt. Wer Wert auf eine luxuriöse Ausstattung, viel Platz und eine starke Beschleunigung legt, ohne den Premium-Preis der etablierten Marken zahlen zu wollen, findet im VF8 eine lohnenswerte Alternative. Das Fahrzeug richtet sich an diejenigen, die bereit sind, die kleineren Kompromisse bei Fahrwerksabstimmung und Bedienung einzugehen, um im Gegenzug ein voll ausgestattetes, modernes und auffälliges E-Auto zu erhalten. Er ist kein Auto für den sportlich ambitionierten Fahrer, sondern vielmehr für den urbanen und suburbanen Alltag konzipiert.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
1. Wie hoch ist die reale Reichweite des VinFast VF8?
Die WLTP-Reichweite liegt je nach Modell bei 457 km (Plus) und 471 km (Eco). In der Praxis, insbesondere bei Autobahnfahrten oder im Winter, sollte man mit Werten um die 300-350 km rechnen.
2. Kann man den VinFast VF8 mit Anhängerkupplung bestellen?
Informationen zur Anhängelast sind derzeit begrenzt. Es gibt Hinweise, dass eine Anhängerkupplung möglich ist, jedoch sollte man sich hier beim Händler genau informieren.
3. Wie lange dauert es, den VinFast VF8 aufzuladen?
An einer DC-Schnellladestation mit 150 kW kann man den Akku von 10 % auf 70 % in rund 31 Minuten aufladen. Eine vollständige Ladung an einer 11-kW-Wallbox dauert ca. 9,5 Stunden.
4. Gibt es physische Tasten im Innenraum des VF8?
Nein, der Innenraum ist sehr minimalistisch gestaltet. Die meisten Funktionen werden über den 15,6-Zoll-Touchscreen gesteuert, was für einige Fahrer gewöhnungsbedürftig sein kann.
5. Wie schlägt sich der VinFast VF8 im Vergleich zum Tesla Model Y?