Tatra T700: Der Letzte V8-Benziner Aus Kopřivnice

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Der Tatra T700 ist weit mehr als nur ein Auto. Er ist ein Stück Automobilgeschichte, der tragische Schlusspunkt einer über hundertjährigen Tradition des Pkw-Baus der tschechischen Marke Tatra. Von 1996 bis 1999 in extrem geringer Stückzahl gefertigt, war er der Nachfolger des ikonischen T613 und sollte die Marke in die post-kommunistische Ära führen. Doch die Zeit war hart, die Konkurrenz aus Westeuropa übermächtig, und so wurde der T700 zum Schwanengesang der Tatra-Limousinen. Heute gilt er als extrem seltenes Sammlerstück, das die Innovationskraft und den eigenwilligen Charakter seiner Schöpfer verkörpert. Dieses Fahrzeug steht für den Mut, in einer globalisierten Welt einen eigenen Weg zu gehen, auch wenn dieser Weg letztendlich in eine Sackgasse führte.

Einzigartige Technik: Motorleistung und Fahrerlebnis

Unter der Haube des Tatra T700 schlägt ein Herz, das ihn von nahezu jedem anderen Luxuswagen der 90er-Jahre unterscheidet: ein luftgekühlter V8-Heckmotor. 🤯 Dieses unkonventionelle Layout, eine Erbschaft des T613, verleiht dem T700 einen ganz eigenen Charakter. Der 3,5-Liter-V8, der auch als 4,3-Liter-Variante erhältlich war, leistet in der ersten Version rund 200 PS. In der leistungsstärkeren T700-2 Version mit 4,3 Litern Hubraum waren es sogar 234 PS. Damit beschleunigte die 1,8 Tonnen schwere Limousine in knapp über 10 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 230 km/h. Das sind anständige Werte für die damalige Zeit, auch wenn sie nicht ganz mit den besten deutschen Konkurrenten mithalten konnten.

Tatra  - Wikipedia
Tatra – Wikipedia

Das Fahrerlebnis war, gelinde gesagt, gewöhnungsbedürftig. Der schwere Heckmotor und die damit verbundene ungewöhnliche Gewichtsverteilung von etwa 45:55 (vorne:hinten) erforderten eine spezielle Fahrtechnik, besonders bei höheren Geschwindigkeiten. Der T700 neigte dazu, leicht zu untersteuern, während das Heck in Kurven durchaus lebendig werden konnte. Dieses Verhalten, das man von anderen Heckmotorfahrzeugen wie dem Porsche 911 kannte, war bei einer Luxuslimousine eher untypisch. Wer sich jedoch auf diese Eigenheiten einließ, fand ein überraschend agiles und dank des langen Radstands auch stabiles Fahrgefühl. Der Klang des luftgekühlten V8 war ein weiteres Highlight, ein raues, mechanisches Geräusch, das im Gegensatz zur oft geräuscharmen Konkurrenz stand. Im Innenraum war der Motor durch eine aufwändige Dämmung jedoch kaum zu hören, was den Fahrkomfort steigerte.

Zeitlose Eleganz oder kurioses Erbe? Exterieur-Design und Styling

Das Exterieur-Design des Tatra T700 war ein Spagat zwischen Tradition und Moderne. Es basierte stark auf dem Vorgängermodell T613, wurde aber von den britischen Designern Geoff Wardle und Jiří Španihel behutsam modernisiert. Das Ergebnis war eine aerodynamische, langgestreckte Karosserie mit klaren Linien, die an die ikonischen Stromlinienformen der frühen Tatra-Modelle erinnert. Die Frontpartie wurde komplett neu gestaltet, mit einer glatten, geschwungenen Form und integrierten Scheinwerfern, die dem Auto ein deutlich moderneres, wenn auch nicht gerade aufregendes Gesicht verliehen. Die Heckpartie mit den charakteristischen, vertikal angeordneten Rückleuchten war ein direkter Verweis auf den T613.

Kegembiraan Pahit Manis Mengemudikan Tatra Terakhir
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Der T700 war eine riesige Limousine, über 5 Meter lang, was ihm eine majestätische Präsenz auf der Straße verschaffte. Allerdings wirkte das Design im Vergleich zu den zeitgenössischen Konkurrenten wie der Mercedes-Benz S-Klasse oder dem BMW 7er etwas konservativ und veraltet. Es fehlte ihm an der scharfen Kante und dem technologischen Selbstverständnis, das die deutschen Luxusmarken auszeichnete. Dennoch, für Fans der Marke und Liebhaber des eigenwilligen Designs war und ist der T700 ein absoluter Hingucker, der sich klar von der Masse abhebt.

Luxus im Wandel: Interieur-Qualität, Raum und Komfort

Der Innenraum des Tatra T700 war ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zum T613. Tatra versuchte, den Ansprüchen westlicher Luxusfahrzeuge gerecht zu werden, und das sieht man auch. Die Materialien waren hochwertig: Echtholz und Leder dominierten das Interieur, und die Verarbeitung war größtenteils handwerklich exzellent. Die Sitze waren bequem und boten guten Halt, und das Raumangebot, insbesondere im Fond, war geradezu fürstlich. Hier konnten die Passagiere dank des langen Radstands und der großzügigen Abmessungen die Beine lang ausstrecken.

Kegembiraan Pahit Manis Mengemudikan Tatra Terakhir
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Allerdings gab es auch einige Kompromisse. Einige Schalter und Instrumente stammten aus dem Teilelager von Skoda, was in einem Luxuswagen, der preislich mit den Topmodellen der deutschen Hersteller konkurrieren sollte, unangebracht wirkte. Die Ausstattung war zwar durchaus umfangreich, aber im direkten Vergleich hinkte der T700 der Konkurrenz hinterher. Dennoch: Die Atmosphäre im Innenraum war einzigartig, eine Mischung aus ost-europäischem Charme und dem Versuch, westlichen Luxus zu adaptieren.

Ausstattung und Sicherheit: Ein Blick in die späten 90er

Der T700 bot für die späten 90er-Jahre eine solide, wenn auch nicht bahnbrechende Ausstattung. Eine Zweizonen-Klimaanlage war ebenso an Bord wie elektrische Fensterheber und ein hochwertiges Soundsystem. Auch die optionale Möglichkeit, elektrisch verstellbare Recaro-Rücksitze zu bestellen, unterstrich den Anspruch an Luxus. Einige frühe Modelle hatten sogar ein Gasheizsystem, das man vorprogrammieren konnte.

In puncto Sicherheit war der T700 ebenfalls auf dem Stand der späten 90er. Er verfügte über ABS-Bremsen und eine stabile Karosseriestruktur. Airbags waren jedoch keine Standardausstattung wie bei den meisten Konkurrenzmodellen, was ihn in diesem Bereich klar ins Hintertreffen geraten ließ. Die passive Sicherheit wurde durch den großen vorderen Kofferraum verbessert, der als Knautschzone diente, während der Motor im Heck bei einem Frontalaufprall kaum eine Gefahr darstellte.

Kraftstoffverbrauch: Der Preis der Eigenwilligkeit

Der luftgekühlte V8-Motor, so charaktervoll er auch war, war kein Sparwunder. Der Verbrauch des Tatra T700 lag laut Werksangaben bei rund 12,5 Litern pro 100 Kilometer. In der Praxis, je nach Fahrweise, war der tatsächliche Verbrauch jedoch deutlich höher und konnte schnell auf 15 Liter oder mehr ansteigen. In einer Zeit, in der das Umweltbewusstsein wuchs und die Konkurrenz sparsamere Motoren anbot, war dies ein nicht zu vernachlässigender Nachteil. Der 80-Liter-Tank sorgte aber für eine akzeptable Reichweite.

Preis, Ausstattungslinien und Vergleich zur Konkurrenz

Der Tatra T700 wurde in einer Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit in der Tschechischen Republik eingeführt. Der Preis von über 1,4 Millionen Kronen war für die meisten Tschechen unerreichbar und machte das Auto fast zehnmal teurer als einen Neuwagen der Marke Lada. Damit positionierte sich der T700 direkt in der obersten Luxusklasse und konkurrierte mit Marken wie Audi, BMW und Mercedes.

Allerdings war er in jeder Hinsicht ein Außenseiter. Während die deutschen Hersteller mit moderner Frontmotor- oder Allradtechnik, ausgefeilten Automatikgetrieben und umfangreichen Sicherheitsfeatures punkten konnten, bot der Tatra T700 eine eigenwillige Technik und ein polarisierendes Design. Er war eher eine Nischenalternative für Individualisten und Liebhaber, weniger ein ernsthafter Konkurrent im Massenmarkt. Es gab nur wenige Ausstattungslinien, wobei die Hauptunterscheidung zwischen dem 3,5-Liter und dem späteren 4,3-Liter-Modell lag. Auch eine zweitürige Coupé-Version, der Tatra T700 GT, wurde als Prototyp gebaut.

Vor- und Nachteile auf einen Blick

Vorteile:

  • Einzigartige Technik: Der luftgekühlte Heckmotor macht den T700 zu einem absoluten Unikat und einem faszinierenden Stück Ingenieurskunst.
  • Exklusivität: Mit weniger als 100 gebauten Exemplaren ist der T700 extrem selten und ein begehrtes Sammlerstück.
  • Raumangebot und Komfort: Das Interieur bietet fürstliche Platzverhältnisse, besonders im Fond.
  • Handwerkskunst: Die handgefertigte Qualität und die Verwendung edler Materialien wie Echtholz und Leder sind ein Pluspunkt.

  • Nachteile:

  • Schwieriges Handling: Der Heckmotor und die Gewichtsverteilung erforderten eine sensible Fahrweise.
  • Hoher Verbrauch: Der V8-Motor war durstig und nicht auf Effizienz ausgelegt.
  • Veraltete Technik: Im Vergleich zur Konkurrenz hinkte der T700 bei Sicherheit (fehlende Airbags) und anderen modernen Features hinterher.
  • Mangelnde Konkurrenzfähigkeit: Der hohe Preis und die Eigenheiten machten ihn für den Durchschnittskäufer unattraktiv, was letztendlich zum Ende des Pkw-Baus führte.

  • Fazit – Wer sollte den Tatra T700 fahren?

    Der Tatra T700 ist definitiv nichts für jedermann. Er ist kein Auto für den alltäglichen Gebrauch, sondern ein Liebhaberstück und eine Hommage an die Ingenieurskunst vergangener Tage. Er ist am besten geeignet für leidenschaftliche Sammler und Enthusiasten, die die Geschichte der Marke Tatra schätzen und bereit sind, sich auf die Eigenheiten dieses Fahrzeugs einzulassen. Wer ein komfortables, luxuriöses und vor allem einzigartiges Fahrzeug sucht, das garantiert die Blicke auf sich zieht und eine spannende Geschichte erzählt, der findet im T700 eine faszinierende Alternative zu den oft uniformen Luxuslimousinen aus Deutschland.

    Häufig gestellte Fragen (FAQs)

    # 1. Wie viele Tatra T700 wurden gebaut?
    Die genaue Anzahl ist umstritten, aber die meisten Quellen gehen von weniger als 100 Exemplaren aus. Die Produktion wurde aufgrund der geringen Nachfrage und der finanziellen Schwierigkeiten der Marke 1999 eingestellt.

    # 2. Hat der Tatra T700 wirklich einen luftgekühlten Motor?
    Ja, der T700 ist eines der letzten Serienfahrzeuge, das mit einem luftgekühlten V8-Motor ausgestattet wurde. Dies ist ein direktes Erbe der langen Tradition von Tatra.

    # 3. Warum wurde der T700 eingestellt?
    Der T700 konnte nicht mit der modernen und technologisch überlegenen Konkurrenz aus Westeuropa mithalten. Der hohe Preis, die eigenwillige Technik und die geringe Nachfrage führten dazu, dass Tatra sich aus dem Pkw-Geschäft zurückzog, um sich ausschließlich auf die Lkw-Produktion zu konzentrieren.

    # 4. Was war das Besondere am Design des T700?
    Das Design des T700 war eine Weiterentwicklung des Vorgängers T613. Es kombinierte eine zeitlose, aerodynamische Form mit einer modernen Frontpartie, wirkte aber im Vergleich zur damaligen Konkurrenz eher konservativ.

    # 5. Ist der Tatra T700 heute ein wertvolles Auto?

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