Der Name Saab weckt bei vielen Automobilliebhabern eine Mischung aus Nostalgie, Bewunderung und vielleicht auch ein wenig Melancholie. Die Marke, die einst für ihre innovative Technik, ihr einzigartiges Design und ihr Bekenntnis zu Sicherheit stand, existiert heute in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr. Doch die Fahrzeuge leben weiter – allen voran der Saab 9-3, der als eine der letzten Inkarnationen der schwedischen Ingenieurskunst gilt. In diesem umfassenden Testbericht tauchen wir tief in die Welt dieses besonderen Autos ein und beleuchten, was den 9-3 so einzigartig macht, wo seine Stärken liegen und welche Schwächen man als potenzieller Käufer kennen sollte.
Einführung: Mehr als nur ein Auto
Der Saab 9-3, der in seiner zweiten und wohl bekanntesten Generation von 2002 bis 2011 (und darüber hinaus in kleiner Stückzahl) gebaut wurde, ist mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Er ist ein Statement. Ein Statement gegen den automobilen Einheitsbrei, ein Bekenntnis zu Individualität und technischer Raffinesse. Er basiert auf der GM Epsilon Plattform, die er sich unter anderem mit dem Opel Vectra teilt. Doch Saab wäre nicht Saab, wenn sie nicht unzählige eigene Verbesserungen vorgenommen hätten. Über 1100 Änderungen gegenüber der Basisplattform sprechen eine deutliche Sprache. Die Schweden entwickelten das Fahrwerk weiter, verstärkten die Karosserie für eine verbesserte Crashsicherheit und integrierten eine Vielzahl an Saab-spezifischen Technologien.
Der 9-3 wurde in verschiedenen Karosserievarianten angeboten: als viertürige Sport-Limousine, als praktischer Sport-Kombi und als elegantes Cabriolet. Diese Vielfalt unterstreicht seinen Anspruch, ein breites Publikum anzusprechen, ohne dabei seinen einzigartigen Charakter zu verlieren. Er positionierte sich als Alternative zu den etablierten deutschen Premiumherstellern wie Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse – und bot dabei ein unverwechselbares skandinavisches Flair.

Motorleistung und Fahrerlebnis: Die Turbo-Kultmarke
Wenn man an Saab denkt, denkt man unweigerlich an Turbomotoren. Der Saab 9-3 ist hier keine Ausnahme. Die Motorenpalette war breit gefächert und bot für jeden Geschmack das Richtige. Das Herzstück der meisten Benziner-Modelle waren die 2.0-Liter-Vierzylinder-Turbomotoren. Mit Leistungen von 150 PS, 175 PS und 210 PS boten sie eine beeindruckende Kombination aus Alltags-tauglichem Durchzug und sportlichem Temperament. Besonders die kraftvolle Drehmomentkurve im mittleren Drehzahlbereich war eine Spezialität, die das Überholen zum Kinderspiel machte.
Für die wahren Enthusiasten gab es den 2.8-Liter-V6-Turbomotor im Aero-Modell. Mit bis zu 280 PS und einem satten Drehmoment war dieses Aggregat eine wahre Wucht und lieferte Beschleunigungswerte, die sich nicht vor der Konkurrenz verstecken mussten. Auch in Sachen Diesel war der 9-3 gut aufgestellt. Die 1.9-Liter-TiD-Motoren, die in verschiedenen Leistungsstufen von 120 PS bis 180 PS erhältlich waren, boten eine gute Balance zwischen Leistung und Effizienz. Die Top-Variante, der 1.9 TTiD mit Bi-Turbo-Aufladung, beeindruckte mit einem satten Drehmoment von 400 Nm.
Das Fahrverhalten des 9-3 wurde oft als komfortabel und sicher beschrieben, mit einem Hauch von Sportlichkeit. Die passive Hinterradlenkung namens “ReAxs” war eine Saab-eigene Entwicklung, die für eine hohe Fahrstabilität und ein präzises Einlenkverhalten sorgte. Während die Federung manchen im direkten Vergleich zur sportlich straffen Konkurrenz als etwas weich erscheinen mag, bietet sie ein hohes Maß an Komfort auf Langstrecken. Das Lenkgefühl ist direkt und vermittelt einen guten Kontakt zur Straße. Das typische “Night Panel” Feature, bei dem man bis auf den Tacho alle Instrumente ausschalten konnte, trug zum entspannten, auf den Fahrer fokussierten Erlebnis bei.

Außendesign und Styling: Unverwechselbar schwedisch
Der Saab 9-3 der zweiten Generation präsentierte sich mit einem klaren, schnörkellosen Design, das auch heute noch elegant und zeitlos wirkt. Die Front war geprägt von den charakteristischen, fließenden Linien und dem markanten Kühlergrill, der an die Tradition der Marke anknüpfte. Mit dem Facelift im Jahr 2007 wurde die Optik modernisiert und schärfer. Die Scheinwerfer erhielten eine neue Form, und die Frontschürze wurde überarbeitet, was dem 9-3 ein noch selbstbewussteres Auftreten verlieh.
Die Seitenlinie war schlank und aerodynamisch, wobei die Limousine und der Sport-Kombi eine ähnliche Grundform aufwiesen. Besonders das Cabriolet, das in seiner Formgebung als eines der schönsten seiner Klasse galt, strahlte eine besondere Eleganz aus. Die breite Spur und die ausgeprägten Radhäuser unterstrichen den dynamischen Anspruch des Fahrzeugs. Die Heckpartie war klar strukturiert, mit den typischen Saab-Rückleuchten, die bei den späteren Modellen als “Ice Block”-Design bekannt wurden.
Innenraum: Qualität, Raum und Komfort
Im Innenraum setzte sich das skandinavische Design fort: funktional, aufgeräumt und ergonomisch. Das Cockpit war ganz auf den Fahrer ausgerichtet, mit einem leicht gebogenen Armaturenbrett, das alle wichtigen Bedienelemente gut erreichbar machte. Die verwendeten Materialien waren von hoher Qualität, auch wenn man sie nicht mit der Premium-Anmutung mancher deutscher Konkurrenten vergleichen kann. Die Sitze verdienen eine besondere Erwähnung: Sie waren nicht nur komfortabel und langstreckentauglich, sondern auch extrem sicher, was dem Saab-typischen Fokus auf Insassenschutz entsprach.
Das Raumangebot war im vorderen Bereich großzügig, im Fond bot der 9-3 für die damalige Zeit eine passable Beinfreiheit, wenn auch nicht übermäßig viel. Das Kofferraumvolumen war solide, insbesondere beim Sport-Kombi, der mit bis zu 1331 Litern Fassungsvermögen bei umgeklappter Rückbank viel Platz für Gepäck bot. Das Cabriolet musste naturgemäß mit weniger Stauraum auskommen, bot aber immer noch genug Platz für den Wocheneinkauf oder das Wochenendgepäck.
Ausstattung, Technologie und Sicherheit: Der schwedische Ansatz
Saab war stets ein Vorreiter in Sachen Sicherheit. Der 9-3 profitierte von dieser Philosophie und war mit zahlreichen Sicherheitsfeatures ausgestattet. Dazu gehörten unter anderem aktive Kopfstützen der zweiten Generation (SAHR 2), zweistufige Front-Airbags, Kopf-Airbags und Gurtkraftbegrenzer. Im Euro-NCAP-Crashtest erzielte der 9-3 eine hervorragende Bewertung.
In puncto Technologie bot der 9-3 ein solides Paket. Das Infotainmentsystem war nicht auf dem Niveau moderner Fahrzeuge, aber funktional. Es gab Optionen wie ein Navigationssystem, Bluetooth-Freisprecheinrichtungen und hochwertige Audiosysteme. Saab setzte auch auf einige innovative Details wie das schlüssellose Startsystem mit dem Zündschloss, das sich in der Mittelkonsole befand – eine Hommage an die Flugzeug-Wurzeln der Marke.
Kraftstoffverbrauch: Realität vs. Prospekt
Die Verbrauchsangaben des Saab 9-3 variieren stark je nach Motorisierung und Fahrweise. Die Turbobenziner sind für ihren sportlichen Charakter bekannt, was sich bei dynamischer Fahrweise im Verbrauch niederschlagen kann. Reale Werte liegen oft über den damaligen Herstellerangaben. Ein 2.0t-Modell kann im Alltag mit 8 bis 10 Litern pro 100 km gefahren werden, während der V6 auch mal zweistellige Werte erreicht. Die Dieselmotoren sind hier deutlich sparsamer und ermöglichen Verbrauchswerte im Bereich von 6 bis 8 Litern pro 100 km. Eine vorausschauende Fahrweise ist bei allen Motorisierungen der Schlüssel zur Effizienz.
Preis, Ausstattung und Wettbewerbsvergleich
Als Neuwagen war der Saab 9-3 preislich vergleichbar mit seinen deutschen Konkurrenten, bot aber oft eine umfangreichere Serienausstattung. Die Ausstattungslinien hießen “Linear”, “Vector” und “Aero”. “Linear” war die Einstiegsvariante, “Vector” betonte die Sportlichkeit, und “Aero” war das Top-Modell mit der stärksten Motorisierung und der sportlichsten Ausstattung.
Heute ist der Saab 9-3 ein überaus attraktiver Gebrauchtwagen, der ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Er ist deutlich günstiger als vergleichbare Modelle von Audi, BMW oder Mercedes, was ihn zu einer interessanten Wahl für Individualisten macht.
Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile:
Nachteile:
Fazit: Für wen ist der Saab 9-3 der Richtige?
Der Saab 9-3 ist die perfekte Wahl für alle, die ein Auto mit Charakter und Geschichte suchen. Er ist ideal für Individualisten, die sich nicht von den Mainstream-Marken beherrschen lassen wollen. Er spricht Langstreckenfahrer an, die den hohen Fahrkomfort und die ergonomischen Sitze zu schätzen wissen. Auch für Liebhaber sportlicher Fahrleistungen, die den einzigartigen Schub eines Saab-Turbos erleben möchten, ist er eine exzellente Wahl. Als Gebrauchtwagen ist er ein Geheimtipp für clevere Käufer, die ein solides, gut ausgestattetes und sicheres Fahrzeug zu einem fairen Preis suchen und bereit sind, sich mit den Eigenheiten einer Exotenmarke auseinanderzusetzen.
Fünf häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Saab 9-3
1. Ist der Saab 9-3 ein zuverlässiges Auto?
Der Saab 9-3 gilt generell als zuverlässiges Auto. Wie bei jedem Gebrauchtwagen sind eine lückenlose Wartungshistorie und eine sorgfältige Inspektion vor dem Kauf entscheidend. Einige bekannte Schwachstellen können die Zündkassette bei bestimmten Benzinern oder Probleme mit der Ölverkokung sein. Regelmäßige Wartung mit hochwertigem Öl kann dem vorbeugen.
2. Wie steht es um die Ersatzteilversorgung und Reparaturen?
Viele Teile des 9-3 basieren auf der GM-Plattform und sind daher relativ einfach zu beschaffen. Spezifische Saab-Teile können schwieriger zu finden und teurer sein, sind aber über spezialisierte Händler und Online-Shops in der Regel noch erhältlich. Die Reparaturen können mitunter komplexer sein, weshalb eine spezialisierte Saab-Werkstatt oder ein erfahrener Schrauber von Vorteil ist.
3. Welche Motoren sind besonders empfehlenswert?
Die 2.0t-Vierzylinder-Benziner sind eine hervorragende Wahl, da sie eine gute Balance aus Leistung und Alltags-tauglichkeit bieten. Für Diesel-Fahrer ist der 1.9 TTiD mit Bi-Turbo-Aufladung sehr empfehlenswert aufgrund seiner Kraft und Effizienz. Der 2.8 V6 ist für Performance-Enthusiasten die erste Wahl.
4. Welche Karosserievariante ist die beste?
Das hängt stark von den persönlichen Bedürfnissen ab. Die Limousine ist eine elegante und komfortable Reiselimousine. Der Sport-Kombi bietet maximale Praktikabilität und Stauraum. Das Cabriolet ist das emotionale Highlight und besticht durch sein zeitloses Design und das einzigartige Open-Air-Gefühl.
5. Gibt es eine elektrische Version des Saab 9-3?